Heinrich Jordis von Lohausen
Denken in Völkern

Das Standardwerk über verdrängte Faktoren der Geschichte: Raum, Volk und Sprache. Heute betrachten wir historische Abläufe als abhängig von den Interessen der herrschenden Schicht oder dem Willen einzelner Führer, von der Entwicklung der Wirtschaft und Technik und von den Kämpfen unterschiedlicher sozialer Gruppierungen um Macht und Einfluss.
Unterschwellig ist die Geschichte aber stets ebenso von den verschiedenen Mentalitäten und Lebensformen der Völker geprägt worden, war es für die Entwicklung eines Landes von ausschlaggebender Bedeutung, ob es über natürliche Grenzen wie Berge und Flüsse verfügte und wo seine offenen Flanken lagen, über die hinaus es ausgreifen aber auch bedroht werden konnte. Auch Sprachen können geschichtsmächtig werden, bedenkt man die Bedeutung der Tatsache, dass in den USA Englisch zur Staatssprache wurde, oder die Rolle, die das Deutsche bei der Herausbildung des kulturellen Raumes „Mitteleuropa“ gespielt hat.
Der mit seinen geopolitischen Schriften berühmt gewordene Autor deckt diese oft „verborgenen“ Bedingungen in der Geschichte auf, er fragt nach der Bedeutung von Begriffen wie „Reich“ und „Staat“, „imperial“, „national“ und „regional“ und zeigt, dass die Gleichsetzung von „Staat“ und „Nation“ in der Französischen Revolution die Ursache für die den mitteleuropäischen Raum so schwer verwüstenden Kriege, Vertreibungsaktionen und Völkermorde im 20. Jahrhundert war. Ausblickend analysiert er die Zukunft von Russland, dem Balkan und dem Nahen Osten sowie des Verhältnisses der USA zu Europa und plädiert für eine Politik, die der Erhaltung der gewachsenen Sprachen, Kulturen und Völker verpflichtet ist und die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in Zukunft schaffen kann.

432 S., geb.
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